MEMORIALS TO A MUSICAL GENIUS | |
Mozarts geniale Jahre |
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Mozarts zehn Wiener Jahre waren seine musikalisch produktivste Zeit. Die zahlreichen Wiener Plätze mit Bezug zum Musikgenie werden seit Ende 2022 ergänzt durch eine neue Erinnerungsstätte am Ort von Mozarts Sterbewohnung. |
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Text: Evelyn Rois & Bruno Stubenrauch | |
Der Blick von der Beletage der berühmten Domgasse Nr. 5 die Blutgasse hinunter hat sich in den letzten 240 Jahren kaum verändert und präsentiert sich auch heute noch fast genau so, wie ihn Wolfgang Amadeus Mozart gesehen hat. An der noblen Adresse direkt hinter dem Stephansdom logierte die Familie Mozart zweieinhalb Jahre von 1784 bis zum Frühjahr 1787, hier entstanden unter anderem die Oper „Le Nozze di Figaro“ und mehrere bedeutende Klavierkonzerte wie das Konzert in Es-Dur KV 482 oder das C-Moll Klavierkonzert KV 489. Ein herrschaftlicher Salon gehörte ebenso zur luxuriösen Ausstattung wie ein Musik- und vermutlich sogar ein eigenes Billardzimmer. Vor dem Mozarthaus Vienna stehen heute jeden Tag Touristen Schlange, begierig einen Blick auf die einzig erhaltene Wiener Wohnung des Musikgenies zu werfen – Mozart sells! Erfolgreich in Wien Ungleich bescheidener waren Mozarts Anfänge in Wien nur wenige Jahre früher: Im Juni 1881 bezog der 26-jährige am Petersplatz ein einfaches Zimmer in Untermiete bei der Familie Weber, fest entschlossen, in der pulsierenden Hauptstadt der Monarchie als freier Komponist und Musiker zu reüssieren. Nach dem endgültigen Zerwürfnis mit seinem langjährigen Arbeitgeber, dem Erzbischof von Salzburg, das auch das Ende seiner Anstellung in Salzburg als Konzertmeister der Hofkapelle bedeutete, war Mozart endlich frei, seine Vorstellung vom selbstbestimmten Leben als musikalischer Unternehmer in eigener Sache in die Tat umzusetzen. Eine Gedenktafel an der Milchgasse 1 erinnert daran, dass Mozart hier seine „Entführung aus dem Serail“ komponierte, wenngleich das Haus, in dem er tatsächlich logierte, längst nicht mehr steht. Trotz seines jugendlichen Alters war der begnadete Komponist ein viel gereister Weltbürger, der fünf Fremdsprachen fliessend beherrschte. Paris, Brüssel, London, Prag, Mannheim, Frankfurt, Bologna, der Vatikan, Neapel oder Venedig waren nur einige der Stationen, an denen der frische Wahlwiener bereits Erfolge gefeiert hatte. Im September 1881 übersiedelte Mozart an den Graben 17, wo die "Haffner-Symphonie" entstand. Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail", ein Auftragswerk von Kaiser Joseph II., feierte am 16. Juli 1782 ihre umjubelte Premiere im damals prominent am Michaelerplatz gelegen Burgtheater und etablierte Mozart als feste Größe des Wiener Musiklebens. Der eloquente Komponist bewegte sich in der gehobenen Gesellschaft der Stadt und hatte in Gottfried van Swieten oder Karl Abraham Wetzlar prominente Förderer. Auch zum Kaiserhaus pflegte Mozart beste Beziehungen, insbesondere zu Kaiser Joseph II. Die erhoffte Position als Hofkapellmeister, die ihm ein gesichertes Jahreseinkommen verschafft hätte, blieb Mozart allerdings trotz mehrerer Anläufe versagt. An bester Adresse Nach dem großen Erfolg seiner Oper heiratete Mozart im Sommer 1782 im Stephansdom Constanze Weber, die er in seiner ersten Untermiete kennen und lieben gelernt hatte. Das frisch vermählte Ehepaar bewohnte in kurzer Folge mehrere Wohnungen bei Gönnern und Freunden, zuletzt im neu erbauten, in bester Lage am Graben gelegenen Trattnerhof. Der Vermieter war Freimaurer wie Mozart, dessen Beitritt zur Wiener Loge „Zur Wohltätigkeit“ in diese Zeit fiel. Mozarts enger Freund Joseph Haydn war ebenso Logenmitglied wie sein Verleger Pasquale Artaria oder der befreundete Theaterintendant Emanuel Schikaneder, für den das Musikgenie seine berühmte „Zauberflöte“ schreiben sollte. Von Mozarts musikalischen Erfolgen beflügelt, suchte die Familie 1784 eine repräsentative Adresse und zog in die eingangs erwähnte Wohnung an der Domgasse 5. Die folgenden zweieinhalb Jahre waren vielleicht Mozarts glücklichste Zeit in Wien. Hier besuchte ihn Joseph Haydn um gemeinsam zu musizieren, tagsüber wurde komponiert, abends Konzerte gegeben oder Zerstreuung am eigenen Billardtisch gesucht. 460 Gulden kostete die Miete des „schönen Quartiers“, wie Vater Leopold nach seinem Besuch 1785 in Wien beeindruckt an Mozarts Schwester schrieb. Mozart pflegte einen aufwändigen Lebensstil, manchmal über seine Verhältnisse, finanziert durch seine gefragten Subskriptionskonzerte und lukrative Kompositionsaufträge. Kleine Nachtmusik, Zauberflöte und Requiem Ab 1787 wurden die Umstände schwieriger. Österreichs kostspieliger Krieg gegen das Osmanische Reich an der Seite Russlands lähmte das Gesellschaftsleben. Die Konzertabende, bisher wichtige Einnahmequelle, fielen zunehmend aus und zwangen die Mozarts, leiser zu treten und in die günstigere Vorstadt zu übersiedeln: Im Garten der Landstraßer Hauptstraße 75 entstand im Sommer 1787 die "Kleine Nachtmusik". Im Mozart digital und analog Die neue Mozartstätte begegnet dem berühmten Komponisten auf sehr zeitgemäße Weise. Aufwändig inszenierte Projektionen und detailverliebte Animationen beschwören das Wien Mozarts herauf: Von einem Raum, gefüllt mit 1.500 Kerzen und den Klängen Mozarts Requiem, führt der Rundgang über eine virtuelle Heißluftballonfahrt über die Stadt von 1791 bis in die kreative Gedankenwelt des Musikgenies. Die spannende Tonspur der Ausstellung mit originellen Interpretationen etwa der Zauberflöte wurde exklusiv von jungen Musikerinnen und Musikern der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien eingespielt. „Mythos Mozart“ ist eine spannende Ergänzung zum Mozarthaus Vienna, dem Haus der Musik und vielen anderen Orten wie dem Stephansdom oder den Gassen der Wiener Innenstadt, wo man dem Genius Mozarts begegnen kann. Seine Kompositionen sind in der Welthauptstadt der Musik ohnehin omnipräsent, von der Wiener Staatsoper über das Wiener Konzerthaus oder den Musikverein bis zu den vielen weiteren Konzertsälen der Stadt – irgendwo in Wien wird immer Mozart gespielt!
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